Neuromarker, EEG, EPs und ENMG

Was sind Neuromarker?

Unter Neuromarkern (Biomarker) versteht man neurologische, medizinisch-technische Messwerte, die bei Fehlfunktionen neuronaler Netzwerke nachgewiesen werden können. Sie entsprechen z.B. einer Verschattung auf dem Röntgenbild der Lunge bei Husten. Neuromarker in der Psychiatrie ersetzen nicht die klassische psychiatrische Diagnosestellung mit Hilfe eines ausführlichen Gespräches. Sie erlauben aber eine genauere Diagnostik und v.a. auch eine gezieltere Behandlungsplanung. In der Praxis für Neuropsychiatrie verwenden wir elektrophysiologische Neuromarker, d.h. wir arbeiten mit quantitativen EEG-Messungen und dem Ableiten kognitiv evozierter Potentiale.

 
 
 

Was ist ein psychophysiologischer Belastungstest (PBT)?

Je nach Anforderung, die die Bewältigung einer Situation an uns stellt, sind wir aktivierter, “gestresster” oder entspannter, sowohl kognitiv als auch emotional und körperlich. So schlägt das Herz je nach Anforderungen langsamer oder schneller. Es ist aber nicht nur wichtig, dass wir uns an eine grosse Breite von Anforderungen anpassen können, sondern auch, dass wir rasch wechseln können: z.B. rasches Ansteigen der Herzfrequenz, wenn wir plötzlich wegrennen müssen, dann aber auch wieder rasche Erholung, wenn wir wieder in Sicherheit sind. 

Durch einen psychophysiologischen Belastungstest können vegetative Fehlregulationen gemessen und somit bewusst gemacht werden (Aha-Erlebnis). Dies ergänzt die Diagnostik, weil es erlaubt, Stresssymptome und psychosomatische Beschwerden direkt nachzuweisen und nicht nur als Ausschlussdiagnose zu verstehen. Zudem kann mit Hilfe des Belastungsprofils das therapeutische Vorgehen mit Biofeedback gezielt geplant werden.

 
 
 

Was ist die Elektroenzephalographie (EEG)?

Die klassische elektrophysiologische Untersuchung in der Neuropsychiatrie ist die Elektroenzephalogaphie (EEG). Dabei werden die Schwankungen der Spannungsdifferenzen („Hirnströme“) zwischen insgesamt 19 über dem Kopf verteilten Elektroden gemessen:

 
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Es können dabei Verlangsamungen oder epilepsietypische Potentiale nachgewiesen und lokalisiert werden.

 
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Was sind visuell evozierte Potentiale (VEP)?

Durch die Messung der EEG-Veränderungen als Reaktion auf eine sensorische Wahrnehmung können sogenannte ‘Evozierte Potentiale‘ (EPs) abgeleitet werden. Bei den visuell evozierten Potentialen wird die kortikale Antwort auf visuelle Reize gemessen:

 
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Es lassen sich dadurch Aussagen über die Funktion des visuellen Systems machen.

Was sind akustisch evozierte Potentiale (AEP)?

 
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Bei den akustisch evozierten Potentialen wird die Reaktion des auditorischen Systems gemessen. Es können v.a. Aussagen über die Schädigungen im Bereich des Hirnstamms gemacht werden.

Was sind motorisch und sensibel evozierte Potentiale (MEP und SEP)?

 
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Bei den motorisch und den sensibel evozierten Potentialen werden die Bahnen vom Kortex zu den Muskeln bzw. von Extremitäten zum Kortex gemessen. Verzögerungen lassen Aussagen über Schädigungen dieser langen Bahnen zu.

Was ist Elektroneuromyographie (ENMG)?

Bei der Elektroneurographie (ENG) wird die Leitgeschwindigkeit der peripheren Nerven, bei der Elektromyographie (EMG) die elektrische Aktivität von Muskeln gemessen:

 
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Beide Untersuchungen können die neuropsychiatrische Abklärung ergänzen, v.a. wenn klinisch eine Unsicherheit besteht, ob die Beschwerden zentral (Hirn) oder peripher (Rückenmark, periphere Nerven, Muskeln) bedingt sind.